Die Ziegelei Hochdahl

Der Ursprung der Hochdahler Ziegelei geht ins vorletzte Jahrhundert zurück. Um 1867 gründete Johann Kemperdick von Gut Clef mit seinen 3 Söhnen auf dem Köll’schen Feld dicht an der Eisenbahnlinie Düsseldorf-Wuppertal das neue Werk als Familienbetrieb. 

Dazu wurden einige Lehmstecher als Saisonarbeiter eingestellt, die aus dem Lipperland kamen (später auch aus Holland und Belgien). Der oberirdisch gestochene Lehm, der mit Schiefer
durchgesetzt war, wurde in Loren verfüllt und von Pferden gezogen. Ein Mischer, der abwechselnd von zwei Arbeitern gedreht wurde, zerkleinerte das Rohmaterial zu einen gefügigen Brei. Diese Masse wurde auf Brettern glatt gezogen und zu einer einheitlichen Größe zugeschnitten. Zum Trocknen wurden die Rohlinge in offenen, überdachten Schuppen in Regalen ausgelegt, um an der Luft zu trocknen. Danach wurden sie gebrannt. Die fertigen Steine wurden als Vor- und Hintermauersteine verwendet und fanden wegen ihrer guten Qualität reichlichen Absatz.

Die Modernisierung und damit verbundene Produktionssteigerung folgten bald, der Handbetrieb wurde aufgehoben. Das notwendige Kapital kam von der Düsseldorfer Volksbank, in der die Brüder Werhahn dominierten. Die Ziegelei wurde dadurch in eine Aktiengesellschaft, die „Hochdahler-Ringofen-Ziegelei AG“ umgewandelt, in die auch die
Werhahns als Aktionäre einstiegen.

Richtig in Schwung kam der betriebliche Ablauf durch den Einsatz einer Strangpresse, einer Misch- und einer Schneidemaschine, die von einer stehenden Dampfmaschine angetrieben wurden. Eine kleine Dampflok zog die mit Lehm gefüllten Loren zur Mischmaschine. Die
Steine wurden im vorgegebenen Reichsformat 25,0 x 12,0 x 6,5 cm zugeschnitten. Damals schon liefen die Lehmsteine über Band (!) zu den Trockenschuppen, die entlang der Eisenbahnstrecke standen. Davor waren 2 Ringöfen gebaut, die 12 – 16 Kammern (Schächte) hatten. 

Für die Wartung des Dampf-Lokomobils wurde ein Maschinist eingestellt, der in dem Verwaltungsgebäude, das heute noch gegenüber dem Lokschuppen steht, eine Wohnung
bekam. Durch die Umstellung auf die maschinelle Fabrikation konnte die Produktionszahlen erheblich gesteigert werden.. In den besten Jahren, um 1900, wurden jährlich 4 – 5 Mio. Steine produziert.

1896 baute Walter Schill, der die Leitung der Ziegelei von August Kemperdick übernommen hatte, das Haus Schlickumer Häuschen 1 (Fam. Courage). Er war gehbehindert und ritt jeden Tag zu seiner Arbeitsstätte. Lange ist er allerdings nicht geblieben. 1926 wurde die Hochdahler-Ringofen-Ziegelei aufgelöst, als in einer Aktionärsversammlung
die Familie Kemperdick gegen die Wehrhahns unterlag, die sich für die Liquidation ausgesprochen hatten.


Die Wiederaufnahme des Betriebes erfolgte durch den Unternehmer Heinz Majefsky im Jahre 1941. 1968 wurde dann der Betrieb ganz eingestellt, weil Sprengungen für die TonSchiefer-Gewinnung zur Produktion von Vormauerklinkersteinen durch die einsetzende und immer näher rückende Wohnbebauung nicht mehr zugelassen wurden!
Mit dem Klinkerstein aus der Ziegelei Hochdahl ist neben Wohnhäusern auch die Trillser Kirche gebaut worden.


In der Nachkriegszeit ist das Ziegeleigelände auf vielfältige Weise genutzt worden. Die damals selbständige Gemeinde Hochdahl hatte einen Sportplatz mit Rasenfläche hergerichtet, der zwar holprig war, den damaligen Ansprüchen aber durchaus Genüge tat.
Hier fanden 1951 die ersten Bundesjugendspiele aller Hochdahler Schulen statt. In dem weiträumigen Gelände war auch ein Hundedressurplatz zu finden und auch durchziehende Zigeunerfamilien fanden hier kurzfristig eine Bleibe. Etwa in der Mitte der einstigen Abbaufläche steht heute das moderne Heiz- und Kraftwerk. 

Viele Hochdahler Familien hat die Ziegelei einen krisensicheren Arbeitsplatz geboten. Einer von ihnen war der aus dem Spessart stammende Martin Haun (Jg. 1902), der als Sprengmeister (!) im Einsatz war und der auch für das Abpumpen des Wassers in der Grube
sorgte (an der Schlickumer Kapelle vorbei!). Der letzte dieser Zunft war Karl-Heinz Rohleder, der wie die Arbeiter Fischer und Meier in Klein-Trills (Beckhausen) zu Hause war.

Ältere Hochdahler erinnern sich schmunzelnd an ihre Jugendzeit: Loren vom höchsten Punkt aus in Bewegung setzen und damit in die Grube sausen, Baden im Sommer und Schlittschuhlaufen im Winter.
Die besondere Hinterlassenschaft der Ziegelei ist die Tongrube mit wechselndem Wasserreservoir. Sie steht unter Naturschutz und ist eine grüne Oase inmitten einer pulsierenden Stadt. Und sie ist Heimat seltener Tier- und Vogelarten, wobei der Eisvogel der ungewöhnlichste Gast ist. Verschiedene Krötenarten sind hier zu finden wie auch
Wasserfledermäuse, Kiebitze, Eidechsen und Graureiher. Im Wasser tummeln sich Rotaugen, darüber flattern Libellen. Das Biotop wird von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann gepflegt. Einmal im Jahr werden die Grasflächen gemäht, der Baumbestand wird unter Kontrolle gehalten.


Auch sei daran erinnert, dass die s.Zt. dringend notwendige Straßenunterführung (Mitte der 1980er Jahre) unter das Bahngelände die Tongrube direkt tangiert hätte, wäre nicht auf Druck der Naturschutzverbände eine Verschiebung nach Osten erfolgt.
Der Bau eines Krötentunnels, der noch zu DM-Zeiten wegen des hohen Aufwandes mit einigem Unverständnis unter die Schimmelbuschstraße verlegt wurde, zeugt vom Durchsetzungsvermögen naturverbundener Mitbürger. Bei der jüngsten Erkundung der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Tongrube, an der auf Einladung des Bürgervereins und des Eisenbahn- und Heimatmuseums etwa 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnahmen, ist so richtig bewusst geworden, welch herrliches Kleinod wir in unserer Stadt haben. Und das umgeben von Straßenlärm und Eisenbahnrauschen!

Herbert Bander, Version 06/2008

Die Ziegelei Hochdahl

Der Ursprung der Hochdahler Ziegelei geht ins vorletzte Jahrhundert zurück. Um 1867 gründete Johann Kemperdick von Gut Clef mit seinen 3 Söhnen auf dem Köll’schen Feld dicht an der Eisenbahnlinie Düsseldorf-Wuppertal das neue Werk als Familienbetrieb. 

Dazu wurden einige Lehmstecher als Saisonarbeiter eingestellt, die aus dem Lipperland kamen (später auch aus Holland und Belgien). Der oberirdisch gestochene Lehm, der mit Schiefer
durchgesetzt war, wurde in Loren verfüllt und von Pferden gezogen. Ein Mischer, der abwechselnd von zwei Arbeitern gedreht wurde, zerkleinerte das Rohmaterial zu einen gefügigen Brei. Diese Masse wurde auf Brettern glatt gezogen und zu einer einheitlichen Größe zugeschnitten. Zum Trocknen wurden die Rohlinge in offenen, überdachten Schuppen in Regalen ausgelegt, um an der Luft zu trocknen. Danach wurden sie gebrannt. Die fertigen Steine wurden als Vor- und Hintermauersteine verwendet und fanden wegen ihrer guten Qualität reichlichen Absatz.

Die Modernisierung und damit verbundene Produktionssteigerung folgten bald, der Handbetrieb wurde aufgehoben. Das notwendige Kapital kam von der Düsseldorfer Volksbank, in der die Brüder Werhahn dominierten. Die Ziegelei wurde dadurch in eine Aktiengesellschaft, die „Hochdahler-Ringofen-Ziegelei AG“ umgewandelt, in die auch die
Werhahns als Aktionäre einstiegen.

Richtig in Schwung kam der betriebliche Ablauf durch den Einsatz einer Strangpresse, einer Misch- und einer Schneidemaschine, die von einer stehenden Dampfmaschine angetrieben wurden. Eine kleine Dampflok zog die mit Lehm gefüllten Loren zur Mischmaschine. Die
Steine wurden im vorgegebenen Reichsformat 25,0 x 12,0 x 6,5 cm zugeschnitten. Damals schon liefen die Lehmsteine über Band (!) zu den Trockenschuppen, die entlang der Eisenbahnstrecke standen. Davor waren 2 Ringöfen gebaut, die 12 – 16 Kammern (Schächte) hatten. 

Für die Wartung des Dampf-Lokomobils wurde ein Maschinist eingestellt, der in dem Verwaltungsgebäude, das heute noch gegenüber dem Lokschuppen steht, eine Wohnung
bekam. Durch die Umstellung auf die maschinelle Fabrikation konnte die Produktionszahlen erheblich gesteigert werden.. In den besten Jahren, um 1900, wurden jährlich 4 – 5 Mio. Steine produziert.

1896 baute Walter Schill, der die Leitung der Ziegelei von August Kemperdick übernommen hatte, das Haus Schlickumer Häuschen 1 (Fam. Courage). Er war gehbehindert und ritt jeden Tag zu seiner Arbeitsstätte. Lange ist er allerdings nicht geblieben. 1926 wurde die Hochdahler-Ringofen-Ziegelei aufgelöst, als in einer Aktionärsversammlung
die Familie Kemperdick gegen die Wehrhahns unterlag, die sich für die Liquidation ausgesprochen hatten.


Die Wiederaufnahme des Betriebes erfolgte durch den Unternehmer Heinz Majefsky im Jahre 1941. 1968 wurde dann der Betrieb ganz eingestellt, weil Sprengungen für die TonSchiefer-Gewinnung zur Produktion von Vormauerklinkersteinen durch die einsetzende und immer näher rückende Wohnbebauung nicht mehr zugelassen wurden!
Mit dem Klinkerstein aus der Ziegelei Hochdahl ist neben Wohnhäusern auch die Trillser Kirche gebaut worden.


In der Nachkriegszeit ist das Ziegeleigelände auf vielfältige Weise genutzt worden. Die damals selbständige Gemeinde Hochdahl hatte einen Sportplatz mit Rasenfläche hergerichtet, der zwar holprig war, den damaligen Ansprüchen aber durchaus Genüge tat.
Hier fanden 1951 die ersten Bundesjugendspiele aller Hochdahler Schulen statt. In dem weiträumigen Gelände war auch ein Hundedressurplatz zu finden und auch durchziehende Zigeunerfamilien fanden hier kurzfristig eine Bleibe. Etwa in der Mitte der einstigen Abbaufläche steht heute das moderne Heiz- und Kraftwerk. 

Viele Hochdahler Familien hat die Ziegelei einen krisensicheren Arbeitsplatz geboten. Einer von ihnen war der aus dem Spessart stammende Martin Haun (Jg. 1902), der als Sprengmeister (!) im Einsatz war und der auch für das Abpumpen des Wassers in der Grube
sorgte (an der Schlickumer Kapelle vorbei!). Der letzte dieser Zunft war Karl-Heinz Rohleder, der wie die Arbeiter Fischer und Meier in Klein-Trills (Beckhausen) zu Hause war.

Ältere Hochdahler erinnern sich schmunzelnd an ihre Jugendzeit: Loren vom höchsten Punkt aus in Bewegung setzen und damit in die Grube sausen, Baden im Sommer und Schlittschuhlaufen im Winter.
Die besondere Hinterlassenschaft der Ziegelei ist die Tongrube mit wechselndem Wasserreservoir. Sie steht unter Naturschutz und ist eine grüne Oase inmitten einer pulsierenden Stadt. Und sie ist Heimat seltener Tier- und Vogelarten, wobei der Eisvogel der ungewöhnlichste Gast ist. Verschiedene Krötenarten sind hier zu finden wie auch
Wasserfledermäuse, Kiebitze, Eidechsen und Graureiher. Im Wasser tummeln sich Rotaugen, darüber flattern Libellen. Das Biotop wird von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann gepflegt. Einmal im Jahr werden die Grasflächen gemäht, der Baumbestand wird unter Kontrolle gehalten.


Auch sei daran erinnert, dass die s.Zt. dringend notwendige Straßenunterführung (Mitte der 1980er Jahre) unter das Bahngelände die Tongrube direkt tangiert hätte, wäre nicht auf Druck der Naturschutzverbände eine Verschiebung nach Osten erfolgt.
Der Bau eines Krötentunnels, der noch zu DM-Zeiten wegen des hohen Aufwandes mit einigem Unverständnis unter die Schimmelbuschstraße verlegt wurde, zeugt vom Durchsetzungsvermögen naturverbundener Mitbürger. Bei der jüngsten Erkundung der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Tongrube, an der auf Einladung des Bürgervereins und des Eisenbahn- und Heimatmuseums etwa 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnahmen, ist so richtig bewusst geworden, welch herrliches Kleinod wir in unserer Stadt haben. Und das umgeben von Straßenlärm und Eisenbahnrauschen!

Herbert Bander, Version 06/2008